
Die Entscheidung zwischen Pflegegeld und Sachleistungen stellt viele pflegebedürftige Personen und ihre Angehörigen vor eine Herausforderung. Beide Optionen werden nach SGB XI (Elftes Sozialgesetzbuch) geregelt und bieten finanzielle Unterstützung für die Pflege – doch sie unterscheiden sich in ihrer Nutzung und den möglichen Vorteilen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Wahl sich für Ihre Situation am besten eignet.
1. Pflegegeld: Finanzielle Unterstützung für die häusliche Pflege
Das Pflegegeld ist eine direkte Geldleistung der Pflegekasse. Pflegebedürftige erhalten es, wenn sie zu Hause von Angehörigen, Freunden oder ehrenamtlichen Helfern gepflegt werden. Es ermöglicht mehr Flexibilität, da die pflegebedürftige Person selbst entscheidet, wie das Geld verwendet wird.
Vorteile von Pflegegeld
- ✅ Selbstbestimmung: Pflegebedürftige und Angehörige entscheiden frei über die Verwendung des Geldes.
- ✅ Individuelle Betreuung: Angehörige oder private Pflegepersonen können selbst festlegen, welche Pflegeleistungen notwendig sind.
- ✅ Flexibilität: Keine feste Bindung an professionelle Pflegedienste oder vorgegebene Leistungen.
Nachteile von Pflegegeld
- ❌ Qualitätsrisiko: Pflege zu Hause und pflegerische Versorgung erfordert Fachwissen – professionelle Pflegekräfte könnten eine bessere Betreuung bieten.
- ❌ Pflegeberatungspflicht: Ab Pflegegrad 2 sind regelmäßige Pflegeberatungen (§37.3 SGB XI) vorgeschrieben. Der sog. Beratungsbesuch muss regelmäßig durchgeführt werden.
- ❌ Körperliche und psychische Belastung: Angehörige müssen die Pflege allein stemmen, was schnell überfordern kann.
2. Pflegesachleistungen: Professionelle Pflege durch ambulante Dienste
Sachleistungen werden direkt an einen ambulanten Pflegedienst gezahlt. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für die Dienstleistungen, die durch einen anerkannten Pflegedienst erbracht werden.
Vorteile von Sachleistungen
- ✅ Professionelle Pflege: Qualifizierte Pflegekräfte übernehmen die Pflege, was eine hohe Qualität sicherstellt.
- ✅ Entlastung der Angehörigen: Pflegebedürftige müssen nicht allein durch Angehörige betreut werden.
- ✅ Planbare Versorgung: Regelmäßige Pflege durch einen professionellen Dienst kann langfristig organisiert werden.
Nachteile von Sachleistungen
- ❌ Geringere Flexibilität: Der Pflegebedürftige kann nicht frei über das Geld verfügen, sondern nur bestimmte Pflegeleistungen abrufen.
- ❌ Pflegedienst-Verfügbarkeit: In einigen Regionen gibt es lange Wartezeiten oder Fachkräftemangel.
- ❌ Eingeschränkte persönliche Betreuung: Pflegekräfte haben oft wenig Zeit für individuelle Betreuung, da sie viele Patienten versorgen müssen.
3. Kombinationsleistung: Das Beste aus beiden Welten
Falls weder ausschließlich Pflegegeld noch ausschließlich Sachleistungen optimal sind, gibt es die Möglichkeit der Kombinationsleistung. Dabei kann ein Teil der Pflege durch Angehörige übernommen werden, während ein Pflegedienst bestimmte Aufgaben übernimmt.
💡 Beispiel: Ein Pflegebedürftiger kann 60 % der Sachleistungen nutzen und erhält 40 % des Pflegegeldes ausgezahlt.
4. Fazit: Welche Option ist die richtige?
- Wer auf Flexibilität und familiäre Betreuung setzt, kann vom Pflegegeld profitieren.
- Wer eine professionelle und entlastende Pflege bevorzugt, sollte die Sachleistungen in Anspruch nehmen.
- Die Kombinationsleistung eignet sich, wenn man von beiden Vorteilen profitieren möchte.
Da sich die Pflegesituation jederzeit ändern kann, ist es sinnvoll, regelmäßig zu prüfen, ob ein Wechsel zwischen den Modellen erforderlich ist.
👉 Tipp: Nutzen Sie eine Pflegeberatung, um die beste Lösung für Ihre individuelle Situation zu finden!